Kunst und Geschichte im Untergrund.
Grafikerin Anja Wild im Gespräch.
Die Grafikerin Anja Wild hat zusammen mit einem Team die Unterführung im Bahnhof Altdorf neugestaltet. In der kunstvollen Unterführung erfahren Pendler:innen mehr über Uri und die Rolle der SBB im Kanton. Im Interview erzählt Anja Wild wie es zur Neugestaltung der Unterführung kam und was sie mit dem Bergkanton verbindet.
Du hast gemeinsam mit einem Team die Neugestaltung der Bahnhofsunterführung übernommen. Wie kam es dazu und worin liegt deine Motivation?
Ich bin in das Tellsweg-Projekt der Gemeinde involviert. Die Gemeinde Altdorf hat SBB Immobilien mit dem Wunsch kontaktiert, einen Platz in der Unterführung zu finden, an dem der Posten «Hohle Gasse» dargestellt werden kann. Dies hat SBB Immobilien sehr wohlwollend aufgenommen und mich ihrerseits angefragt, der Unterführung etwas mehr Leben einzuhauchen. Dabei entstand die Idee, die Unterführung so zu gestalten, dass eine Verbindung zwischen dem Bahnhof, der Gemeinde Altdorf und dem Kanton Uri entsteht.
Wie hast du mit deinem Team die Neugestaltung konzipiert?
Wir wollten die Chance nutzen und mit der Neugestaltung der Unterführung den Besucher:innen die modernen Aspekte des Kantons vermitteln, denn sehr oft steht das Traditionelle im Vordergrund. Gemeinsam haben wir überlegt, welche Themen für den Kanton wichtig sind und uns auf folgende geeinigt: Transport, Energie, Transit, Wirtschaft, Kultur und Kulinarik. Bei vielen dieser Themen ist die SBB ein, wenn nicht der treibende Faktor. So war und ist die SBB als Transportunternehmen prägend für den Kanton. Beispielsweise trägt die mit den kantonalen Stauseen gewonnene Energie dazu bei, dass schweizweit Züge fahren können. Zudem ist Uri ein Transitkanton und Produktionsstandort von diversen namhaften Unternehmen.
Wie seid ihr weiter vorgegangen?
Zu jedem der elf Themen wurden entsprechende Fotos geschossen, Icons designed und passende Redewendungen und Sprüche im Urner Dialekt verfasst. Letztere haben wir ins Hochdeutsche übersetzt. Nach dem «Gut zur Ausführung» der SBB Immobilien wurden die grossen Aluplatten an die Wand montiert und alles zu einem grossen Ganzen gefügt.
Am Ende der Unterführung eröffnet sich der Blick auf einen See und eine Berglandschaft. Kannst du dazu etwas erzählen?
Gerne: Wenn man die Unterführung passiert, geht man auf eine grosse Betonwand zu. Diese Fläche wollte ich unbedingt nutzen und habe mich dazu entschieden, den Urnersee und die Berglandschaft in einer Föhnsituation abzubilden. Dank eines aufgesetzten Stegs kann man quasi direkt von der Unterführung in diese Welt hineinlaufen. In der Realität lassen sich nicht alle Gipfel aus einer Perspektive erfassen. Da ich aber der Meinung bin, dass die Berge in ihrer Gesamtheit die Landschaft des Kantons Uri ausmachen, habe ich mir bei der Gestaltung bezüglich Perspektive eine gewisse Freiheit herausgenommen. Bis ich mit dem Bild zufrieden war, habe ich zahlreiche Fotos gemacht und Entwürfe gemalt. Der fertige Entwurf wurde dann eingescannt und auf eine riesige Aluminiumplatte aufgedruckt.
Was ist deine Beziehung zum Kanton Uri und dem Bahnhof in Altdorf?
Ich bin im Kanton Uri aufgewachsen und komme häufig am Bahnhof in Altdorf vorbei. Während meiner Ausbildung bin ich nach Luzern an die Kunstgewerbeschule gegangen und habe danach in verschiedenen Agenturen als Art Director in Zürich gearbeitet. Jetzt lebe ich mit meiner Familie seit einigen Jahren wieder in Uri. Hier schätze ich vor allem die oft beklagte Enge, die ich eher als Nähe wahrnehme: Man kennt sich und kommt rasch ins Gespräch. Nach wie vor bin ich aber oft unterwegs und schätze übrigens die individuelle Beratung, die man im SBB Reisezentrum in Altdorf erhält, wenn es um internationale Reisen geht. Und von Altdorf aus ist man mit der SBB in einer halben Stunde in Bellinzona und in einer Stunde in Zürich, Lugano oder Luzern.