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Sitzbänke der Zukunft: Einladend, nachhaltig und kundenfreundlich.

Es gibt vermutlich unzählige Geschichten, die auf einer Bahnhofsbank begonnen haben. Die Bahnhofsbank gehört in jeden Bahnhof – fast so selbstverständlich wie die Züge selbst. Sie erfüllt ein wichtiges Kundenbedürfnis und ist ein charakteristisches Merkmal einer modernen Bahngesellschaft.

6. Juni 2025

Die Bahnhofsbank gehört in jeden Bahnhof – fast so selbstverständlich wie die Züge selbst. Alexis Leuthold, der bei SBB Immobilien als Leiter Bewirtschaftung unter anderem für die Möblierung in den Bahnhöfen verantwortlich ist, ist überzeugt: Vermeintlich kleine Möblierungselemente wie Sitzbänke prägen wesentlich die Wahrnehmung der SBB.

Sie sollen die Aufenthaltsqualität und den Komfort für Kund:innen erhöhen und gleichzeitig für ein einheitliches Erscheinungsbild sorgen. Deshalb setzte sich Leuthold dafür ein, dass neue Sitzbänke entwickelt werden, die sowohl funktional als auch ästhetisch überzeugen und den vielfältigen Kundenbedürfnissen Rechnung tragen. Leuthold sieht in der sorgfältigen Gestaltung dieser Elemente auch einen Ausdruck des verantwortungsvollen Umgangs mit dem öffentlichen Raum.

Der Architekturprofessor Vittorio Magnago Lampugnani spricht in dem Zusammenhang von „bedeutsamen Belanglosigkeiten“. Inspiriert von Lampugnani’s gleichnamigem Buch, war es Leuthold wichtig, den Auswahlprozess von einer kompetenten und divers zusammengesetzten Fachjury begleiten zu lassen – unter dem Vorsitz von Professor Lampugnani selbst.

Leuthold freut sich, dass die SBB mit den neuen Sitzbänken in Kürze einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der Bahnhofsbank setzen wird.

Im Interview geben die Hauptverantwortlichen, der Architekt Prof. Vittorio Magnago Lampugnani, Vorsitzender des Fachgremiums, und die SBB Produktmanagerin Lorena Sommerfeld einen Einblick, wie sie bei der Entwicklung der neuen Sitzbänke für die SBB sowohl Kundenbedürfnisse als auch Nachhaltigkeits- und Designaspekte vereinen konnten.

Herr Professor Lampugnani, in Ihrem Buch “Bedeutsame Belanglosigkeiten” betonen Sie die Wichtigkeit scheinbar kleiner Details im öffentlichen Raum. Welche Rolle spielen die neuen Sitzbänke für das Kundenerlebnis am Bahnhof?

Die kleinen Dinge in der Stadt bestimmen ihren Charakter stark mit. Wie in einem Wohnzimmer, das durch Möbel und Raumgestaltung geprägt wird, so beeinflussen auch die Sitzbänke den Charakter des öffentlichen Raums. Das werden die neuen Sitzbänke für den Bahnhofsraum tun: Sie werden ihn für die Reisenden einladender und hochwertiger machen.

 

Lorena Sommerfeld, warum hat die SBB entschieden, ein eigenes Sitzbank-Design zu entwickeln?

Mit den neuen Bänken erfüllen wir die Bedürfnisse unserer Kund:innen besser, so beispielsweise auch von Personen mit eingeschränkter Mobilität. Sie haben eine erhöhte Sitzfläche und sind für Personen mit einer Sehbeeinträchtigung ertastbar. Weiter prägen wir mit einem eigenen Design das Gesicht der SBB nachhaltig. Die Vereinheitlichung des Produktsortiments ermöglicht es uns zudem, sowohl die Beschaffungs- als auch die Unterhaltskosten zu optimieren.

Welche Rolle spielten die Kund:innen bei der Entwicklung der neuen Sitzbänke?

Die Kund:innen standen im Mittelpunkt unseres Entwicklungsprozesses. Wir haben Daten aus bestehenden Zufriedenheitsbefragungen ausgewertet, die den hohen Stellenwert der Bänke für unsere Nutzer:innen verdeutlichten. Wir haben eng mit Expert:innen für Design und Inklusion zusammengearbeitet und Prototypen mit unterschiedlichen Kundengruppen getestet.

 

Professor Lampugnani, können Sie uns als Vorsitzender des Fachgremiums einen Einblick in den Entwicklungsprozess des Designs geben?

Wir haben die Entwicklung der Sitzbank kritisch begleitet und mit konstruktiven Anregungen zum Prozess beigetragen. Dies machte den Prozess intensiver und etwas länger, aber ich bin überzeugt, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Es ist wichtig, dass wir nicht nur funktionale, sondern auch kulturelle und ästhetische Ansprüche erfüllen.

 

Welche Kundenerwartungen und Vorgaben der SBB wurden im Begleitgremium besonders intensiv diskutiert?

Lorena Sommerfeld: Unsere Anforderungsliste war lang und detailliert. Es gab wenig Spielraum, insbesondere bei Länge, Breite, Gewicht und Materialien. Die Herausforderung war es, eine 350 kg schwere Bank optisch leicht und attraktiv erscheinen zu lassen.
Professor Lampugnani: Besonders intensiv diskutiert haben wir die Sitzfläche mit ihrer ergonomischen Wellenform sowie die skulpturale Qualität der Betonsockel. Zudem war es ein Anliegen, aus den unterschiedlichen Modellen eine Familie zu schaffen

 

Was zeichnet das ausgewählte Design in Bezug auf Ergonomie und Nachhaltigkeit aus?

Professor Lampugnani: Die Sitzbank ist nicht nur bequem, sondern auch für ältere Menschen und Personen mit Behinderungen geeignet. Das Holz ist pflegeleicht und entwickelt eine schöne Patina. Insgesamt ist die Form schlicht, elegant und zeitlos. Die Bänke werden also in jeder Beziehung lange halten.
Lorena Sommerfeld: Die nachhaltigen Materialien und der modulare Aufbau ermöglichen eine einfache und kostengünstige Instandsetzung. So kann beispielsweise die Holzoberfläche mehrfach abgeschliffen werden, anstatt sie komplett zu ersetzen.

 

Wann kommen die neuen Sitzbänke in die Bahnhöfe?

Lorena Sommerfeld: Wir planen, die ersten Bahnhöfe ab Ende 2025 mit den neuen Bänken auszustatten.

Für ihre Bahnhöfe hat die SBB eine Produktefamilie von vier neuen Sitzgelegenheiten ausgeschrieben. Neben dem Einbezug der Kund:innen in den Design- und Auswahlprozess hat sie ein Begleitgremium zur Steuerung des Sitzbank-Designs zusammengestellt. Den Zuschlag erhielt die Firma Velopa AG.

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