Lokales integrieren

«Mehr Lokalkolorit an den Bahnhöfen».

Bahnhöfe sind Eingangstore in die Stadt und zur Region. Ziel ist es, dass Menschen sich hier wohlfühlen und gerne Zeit am Bahnhof verbringen. Dazu gehört auch ein sorgfältig zusammengestellter Mietermix mit einem auf Kundenbedürfnisse ausgerichteten Konsumangebot. Ein wichtiges Element ist dabei die Regionalität. Alexis Leuthold, Leiter Bewirtschaftung von SBB Immobilien, sagt im Interview, was das heisst.

2. November 2022

Mehr Kundennutzen und Services zu bieten, hat bei den Bahnhöfen hohe Priorität. Erklärtes Ziel ist es, das Erlebnis, die Aufenthaltsqualität und das kommerzielle Angebot zu fördern und entsprechende Konzepte an den Bahnhöfen zu etablieren. Wir haben Alexis Leuthold dazu kurz befragt.

 

In vielen Bahnhöfen dominieren grosse, etablierte Player die Flächen. Was ändert sich?

Wir wollen den Mietermix auf die aktuellen Kundenbedürfnisse anpassen und den ortspezifischen Charakter eines Bahnhofs vermehrt betonen. Wir stellen fest, dass es eine spürbare Nachfrageentwicklung Richtung «Regionalität» gibt. Deshalb braucht es als Ergänzung zu skalierbaren nationalen und internationalen Konzepten auch einzigartige, regionale Konzepte, wie z.B. die Markthalle im Bahnhof Luzern, die Anfang Dezember eröffnet wird. Oder ein lokales Café wie die Kaffeemacher auf der Passerelle im Bahnhof Basel SBB. Es ist mir aber wichtig zu betonen, dass die guten nationalen und internationalen Konzepte nach wie vor einen wichtigen Platz im Mietermix einnehmen, aber durch regionale Konzepte ergänzt werden müssen.

 

Gilt dies auch für kleinere Bahnhöfe?

Kleineren und mittleren Bahnhöfe wollen wir ebenfalls mehr Lokalkolorit bringen und diese so quasi als neue «Dorfplätze» etablieren. Meine Vision ist, dass der Bäcker, Käseladen, die Floristin etc. an den Bahnhöfen in Zukunft als die Besten in der Region gelten. Die SBB Bahnhöfe also mitunter für Qualität aus der Region stehen. Die gleiche Strategie fährt übrigens auch eine japanische Bahngesellschaft, die ich kürzlich besuchen durfte. Seit 2009 nimmt sie den Platz Nr. 1 bei der Kundenzufriedenheitsumfrage ein. Dort gilt bei der Vergabe von Mietverträgen der einfache Grundsatz «local first».

 

Was bringt dies für Herausforderungen?

Es verlangt viel Feingefühl und Sorgfalt, Flächen einzeln zu bespielen. Zudem brauchen kleine Mieter eine andere Betreuung als grosse Mieter mit vielen Flächen. Es gehört auch etwas Mut dazu, den sicheren Weg bei der Vermietung von Flächen zu verlassen und etwas Neues auszuprobieren. Ich könnte mir bei kleineren Bahnhöfen auch eine engere Zusammenarbeit mit den Gemeinden vorstellen. Sofern der Gemeinde Fläche für lokale Aktivitäten zur Verfügung steht, bringt das eine gute Verankerung in der lokalen Bevölkerung mit sich, was zur Belebung des Bahnhofs beiträgt; z.B. eine Musikschule oder ein Café mit Spielplatz.

 

Wichtiger Pfeiler des kommerziellen Angebots in den Bahnhöfen ist die Gastronomie. Auf welche Konzepte setzen sie hier?

Bahnhöfe leben von der Vielfalt. Wir wollen für Grossbahnhöfe neue Gastronomiekonzepte finden und einführen. Aktuelles Beispiel: Im Südtrakt des Zürich HB wird momentan die historische Bausubstanz aufwändig instandgesetzt. Davon profitieren auch die Flächen für Geschäfte und Lokale. Ab Herbst 2023 empfangen Sternekoch Nenad Mlinarevic und Gastrounternehmer Valentin Diem die Bahnhofsgäste in wiedergewonnener Grandezza. Sie werden das Konzept der Bahnhofsbrasserie neu interpretieren sowie Fine-Dining-Gastronomie bieten. Ganz allgemein gilt, dass ein grösseres Angebot an bedienter Gastronomie («calm offer») die Verweildauer der Kund:innen erhöht. Dadurch werden nicht nur Mehrumsätze generiert. Vielmehr wird auch die Verweil- und Aufenthaltsqualität gesteigert und so der Bahnhof zur Destination weiterentwickelt.

 

Das Gesamterscheinungsbild der Bahnhöfe soll attraktiver werden. Wie wollen Sie das erreichen?

Unsere Bahnhöfe müssen entrümpelt und instandgesetzt werden. Die Zirkulationsflächen sollen in erster Linie der schnellen und sicheren Fortbewegung der Kund:innen dienen. Die kommerziellen Zonen sollen attraktiv möbliert und beleuchtet sein und zum Aufenthalt einladen. Akzente setzen wir namentlich in den Bereichen Licht und Materialisierung. Ganz generell wollen wir Ordnung, Sauberkeit und Komfort weiter verbessern und Kund:innen auch mehr Services bieten.

 

Was meinen Sie mit „mehr Services“?

Ich meine damit, nachfrageorientierte Serviceleistungen zu bieten, welche den Bahnhofnutzer:innen das Unterwegssein erleichtern und verbesserten Komfort bringen, angepasst an das Mobilitäts- und Konsumverhalten. Das reicht von Sitzgelegenheiten über Verpflegungsmöglichkeiten bis zu Sanitäreinrichtungen. Mit modernen und sauberen Kundentoiletten am Bahnhof zeigen wir unseren Kund:innen, dass die Marke SBB für Qualität und Komfort steht. Ein weiteres wichtiges Thema ist das Arbeiten am Bahnhof – sei es in einem Meeting-Point, einem Restaurant oder einer kleineren, buchbaren Arbeitsstelle. Auch diesbezüglich wollen wir in Zukunft Fortschritte machen. Schliesslich stellen auch Dienstleistungen im Bereich Gesundheit und Bildung eine wichtige Ergänzung im Serviceangebot dar.

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