Liestal feiert die Eröffnung des neuen Bahnhofareals.
Nach mehrjähriger Planungs- und Bauzeit erstrahlt Liestals Bahnhofareal in neuem Glanz. Im Interview verraten Gesamtprojektleiter Ronny Reuther (SBB) und Stefan Waiz (Implenia), wie aus einer in die Jahre gekommenen Infrastruktur ein modernes Bahnhofareal wurde und welche Herausforderungen es dabei zu meistern galt.
Ronny, wie froh bist du, dass die Neugestaltung des Bahnhofareals Liestal nun abgeschlossen ist?
Ronny: Die Fertigstellung des Projekts, welches ich seit 2016 begleite, stellt für mich einen bedeutenden Meilenstein dar. Ich bin stolz und glücklich.
Bei der Projektleitung war eine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Beteiligten nötig. Die Abstimmung zwischen den Architekten und den funktionalen Anforderungen war besonders spannend. Ausserdem gab es viele Möglichkeiten, die Qualität der Planung durch kontinuierliche Diskussionen und Feedback zu verbessern. Die Projektführung hielt immer wieder Herausforderungen bereit, schlussendlich konnten wir unseren Mieter:innen und Kund:innen aber termingerecht einen qualitativ hochstehenden, modernen Bahnhof zur Verfügung zu stellen.
Stefan, gab es während der Bauphase unvorhergesehene Komplikationen und wie wurden diese gelöst?
Stefan: Es gab durchaus ein paar unvorhergesehene Herausforderungen, die wir erfolgreich bewältigt haben. So konnten wir etwa die Terminoptimierungen für den Baubeginn des Perrons 1 mit einer sorgfältigen und flexiblen Anpassung unserer Zeitpläne auffangen. Zusätzliche Komplexität resultierte aus Anpassungen an den Bestandsbauten sowie am Kabelschacht, der von Hand freigelegt und verschoben werden musste, da alle Kabel in Betrieb waren. Erst danach konnten wir mit dem Aushub für das Wohn- und Geschäftshaus beginnen.
Ronny, was waren aus deiner Sicht die grössten Herausforderungen des Projekts?
Ronny: Unter laufendem Betrieb zu arbeiten und die Einschränkungen für die Kunden:innen so gering wie möglich zu halten, war herausfordernd. Zudem erfolgte die Errichtung des Projekts parallel zum Vierspurausbau und zum Bau der unterirdischen Velostation, was die Belastung für die Anwohner:innen durch eine gemeinsame Bauzeit reduzierte. Eine weitere Knacknuss war, dass während des Hochbaus die Zugänge der Personenunterführungen Sichtern und Oristal eröffnet wurden, während der Rohbau noch nicht final fertiggestellt war.
Stefan, wie wurden die logistischen Herausforderungen gemeistert, die mit dem Bau an einem belebten Bahnhof verbunden sind?
Stefan: Durch eine abgestimmte Baulogistik und den Einsatz einer digitalen Baulogistikplattform sowie mithilfe eines ausgeklügelten Verkehrskonzepts konnten wir alle Anlieferungen bedarfsgerecht steuern. Dies ermöglichte uns, den Bau ohne Unterbrechungen und mit minimalen Auswirkungen auf den täglichen Bahnhofs- und Reisebetrieb durchzuführen und zu gewährleisten, dass die Bauarbeiten ohne Unfälle oder andere sicherheitsrelevante Komplikationen durchgeführt werden konnten.
Gab es bestimmte Vorgaben, die berücksichtigt werden mussten?
Ronny: Neben den Vorgaben der Sicherheit und der gemeinsamen Koordination ohne bauliche sowie terminliche Einschränkungen des Projekts Vierspurausbau gab und gibt es eine Vielzahl an baulichen und koordinativen Vorgaben. Z.B. den Busbetrieb während der Bauphase aufrecht zu erhalten. Oder auch die Kundenführung während verschiedener Bauetappen zu gewährleisten.
Zusätzlich waren Photovoltaikanlagen (PV) und Dachbegrünung von Anfang an Standardvorgaben. Die Dächer der Gebäude sind nun alle mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, um den ökologischen Ausgleich zu unterstützen.
Gibt es bestimmte architektonische Elemente des Baus, die erwähnenswert sind?
Ronny: Beton ist ein essenzielles Konstruktionselement. Wir haben Ammocret-Beton aus Kleindöttingen/Eiken verwendet, der recycelte und lokal verfügbare Rohstoffe enthält und durch den Jura Kalkstein einen natürlich warmen Farbton erhält.
Welche innovativen Baumaschinen und Techniken wurden bei diesem Projekt eingesetzt?
Stefan: Wir haben in Liestal auf bewährte digitale Technologien gesetzt. Die Ausführungspläne wurden zum Beispiel per Schnittstelle direkt an unsere Baumaschinen weitergegeben: So konnten wir den Aushub für das über 260 Meter lange Ensemble sehr effizient ausführen, und die Fassade hatte lediglich Abweichungen im Millimeterbereich zum theoretischen Soll. Mithilfe von Lean-Methoden haben wir eine punktgenaue Gesamtkoordination sichergestellt und damit die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Gewerke begünstigt. Wir sind sehr stolz auf das Ergebnis.
Liestal hat am 27. März 2025 die Eröffnung ihres neuen Bahnhofareals gefeiert. Damit ist ein bedeutendes Bauprojekt abgeschlossen, das mit der Grundsteinlegung am 25. Januar 2023 begann.