Bausubstanz erhalten

Werkstadt Zürich: Kreislaufwirtschaft am Beispiel Re-Use.

Das Areal der «Werkstadt Zürich» befindet sich in Transformation hin zu einem Ort für die urbane Produktion. Wesentlich ist dabei auch die Kreislaufwirtschaft. Neben dem Erhalt der bestehenden Bausubstanz rückt die Wiederverwendung von Bauteilen und Materialien ins Zentrum.

19. September 2022

Die «Werkstadt Zürich» wandelt sich in Etappen zu einem neuen Werkplatz mitten in der Stadt Zürich mit optimaler Anbindung an den ÖV und das Quartier. Bereits umgebaut und in Betrieb ist die erste Etappe der Gesamtsanierung von Gebäude A an der Hohlstrasse 402. Seit Frühjahr 2022 wird die zweite Etappe realisiert: der Umbau des Lagers zu Produktionsflächen für kleine bis mittelgrosse Gewerbebetriebe. Die Übergabe an die künftigen Mieter erfolgt Mitte September 2022.

Das Umbau- und Sanierungsprojekt umfasst die energetische Sanierung der Gebäudehülle, die Vergrösserung von bestehenden Fenstern, die Erstellung von neuen Öffnungen und den Einbau eines statisch eigenständigen Zwischengeschosses in Holzbauweise. Die denkmalgeschützte Bausubstanz bleibt zu 100 Prozent erhalten. Die neue Zwischendecke kommt auf Tragwände entlang der Fassaden sowie auf zwei Stützenreihen in der Raummitte des Erdgeschosses zu stehen. Während die Wandelemente an den Fassaden direkt auf den vorhandenen Bodenplatten angebracht sind, benötigen die Stützen, acht an der Zahl, neue Fundamente.

Und damit beginnt das Experiment. Denn als Fundation kommen Betonblöcke aus Abbruchbaustellen zum Einsatz. Wir haben bei Adrian Baumberger vom Baubüro in situ nachgefragt, was es dazu gebraucht hat.

 

Re-use von Betonelementen ist ein neuer Ansatz. Wie wurde es möglich?

SBB Immobilien als Bauherrschaft ermöglichten die Durchführung des Experimentes durch Finanzierung und ständiges Vertrauen ins Generalplanerteam. Zudem zeigte sie sich offen für noch unkonventionelle ökologische Baulösungen, vor allem im Hinblick auf eine zirkuläre Bauwirtschaft. Wesentlich waren jedoch auch die Begeisterungsfähigkeit für ein Leuchtturmprojekt und die Bereitschaft für einen Sondereffort seitens aller Beteiligter (Bauherrschaft, Ingenieur, Ausführende, Architekten).

 

Welche Zielsetzung steckt hinter der Wiederverwendung von Betonblöcken?

Die Reduzierung vom Betonverbrauch ist ein primäres Anliegen beim nachhaltigen Bauen. 8% der weltweiten Treibhausgasemissionen werden durch die Zementproduktion verursacht. Gleichzeitig entstehen durch Abbrüche Unmengen an Betonschutt. Dieser wird zwar teilweise als Zuschlagsstoff für neue Betonmischungen oder für den Strassenbau rezykliert, eine Wiederverwendung von Abbruchbauteilen ohne Wert- bzw. Materialverlust gibt es in der heutigen Baupraxis aber noch nicht. Darauf zielt das Experiment ab.

 

Wie gestaltete sich die Suche nach den passenden Betonteilen?

Der Bauingenieur definierte die technischen Voraussetzungen, welche die Blöcke erfüllen mussten. Dann ging die Suche bei Baustellen, Partnern und Beton-Bearbeitungsfirmen los. Schlussendlich wurde der Baumeister (BTW Bau AG) auf einer Baustelle in Winterthur fündig. Dabei handelt es sich um Blöcke, die aus der Decke des Spender-Gebäudes herausgeschnitten worden waren, um einen Lichthof zu bilden. Aus sechs grossen Blöcken konnten zwölf in passender Grösse –120x80x30cm (LxBxH) – geschnitten werden. Eine spezielle Herausforderung bot zudem die Gewährleistung des Korrosionsschutzes der Armierungseisen.

 

Eine Herausforderung war sicher auch, das Einbringen der Blöcke bei den Stützen

Genau. Zwei Re-use Fundamente schmiegen sich jeweils an einen Granitsockel der Bestandsstützen an. Sie wurden bündig zur angrenzenden Bodenplatte versetzt und sichtbar belassen. Die genaue Positionierung erforderte von den ausführenden Arbeitern wegen der engen Platzverhältnisse und rauen Blockunterseiten einiges Geschick. Für zwei von insgesamt acht Stützen waren jedoch nicht rechtzeitig weitere Betonblöcke verfügbar, so dass deren Fundament vor Ort konventionell betoniert werden musste. Denn es galt immer auch, das Bauprogramm einzuhalten. So kann man im fertigen Gebäude nun beide Fundamenttypen gegenübergestellt betrachten.

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